Pink Floyd

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Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Pink Floyd mit zwei eher durchschnittlichen Alben für Charts-Furore gesorgt. Nach dem Scheitern eine Ballettmusik zu einer Proust-Inszenierung zu komponieren, wurde im September 1971 "Meddle" (GB #5, US #54, D #11) veröffentlicht. Ausgeglichene, fließende Musik mit deutlichen, durchaus griffigen Strukturen verriet bestes, aber ziemlich ideenloses Handwerk. Die zweite Seite der LP enthält das legendäre Echoes.

Noch schlimmer fiel das Urteil über den Soundtrack "Obscured By Clouds" (GB #7, US #37, D #19) im Juni 1972 aus. Die "unorganisierte Platte voller balladesker Füller" (Rolling Stone) untermalte den französischen Beitrag "La Vallée" zum Film-Festival in Cannes, war aber nicht annähernd so gut wie der Soundtrack zu Antonionis "Zabriskie Point". Trotzdem verkauften sich die beiden LP's hervorragend, im Gegensatz zu dem aus Singles zusammengestellten Sampler "Relics" (GB #16, US #86) vom Juni 1971.

Im Frühjahr 1973 erreichten Pink Floyd mit "Dark Side Of The Moon" (GB #1, US #1, D #3) ein neues Format. Die Platte brach mit über zehn Millionen verkauften Exemplaren alle damaligen Rekorde, hielt sich 331 Wochen ununterbrochen in der LP-Hitparade der US-Fachzeitschrift Billboard, wurde mit Gold- und Platinauszeichnungen überhäuft und wurde eine der erfolgreichsten Rockplatten überhaupt. "Dark Side Of The Moon" galt als Meisterstück einer genialen Synthese zwischen Rockmusik und modernster Elektronik. Die stumpfsinnigen, unkomplizierten Stücke der beiden vorangegangenen Alben wichen brillanten Gitarrenchorussen und viktorianischer Klangeuphorie. Stilecht fand die Uraufführung des neuen Werkes im März im Londoner Planetarium statt. Highlights auf dieser Platte sind die Stücke "Money" und "Time".

Auftritte von Pink Floyd wurden immer seltener und am Ende zogen sich die Musiker für fast vier Jahre gänzlich von Tour-Aktivitäten zurück. Auch die Distanzen zwischen den LP-Veröffentlichungen wurden ständig größer. 1975 erschien "Wish You Were Here" (GB #1, US 1, D #6) und 1977 erschien "Animals" (GB #2, US #6, D #1). Beide Platten waren exquisit produziert. "Wish You Were Here" beschrieb "den Eintritt der Mensch-Maschine in die Rockmusik" (Paul Sahner/Thomas Veszilitis), "Animals" sollte menschliche Charakterzüge schonungslos offenlegen.

Mit dem Programm von "Animals" beendeten Pink Floyd im April 1977 ihre Tour-Abstinenz. Ihr Science Fiction-Rock mobilisierte nach wie vor die Massen, die inmitten eines ausgewogenen Klangbildes und fehlerfreier Übertragungstechnik vor allem ein riesiges, 15 Meter langes, pinkfarbenes Plastikschwein bestaunten. Nach Abschluß der Tournee widmeten sich die vier Akteure ihren Solo-Unternehmungen; Dave Gilmour und Richard Wright produzierten zwei LP's. Vor allem "David Gilmour" (GB #19) verkaufte sich im Sommer 1978 gut. Während sich Gilmour in ausladenden Gitarrenphrasierungen verlor, versuchte Wright erfolglos Floyd-Sound mit Jazzelementen zu verquicken. Nick Mason produzierte LP's von Damned und Steve Hillage. Von Waters war bereits 1970 ein albernes Geräuschkonglomerat als Soundtrack zu "The Body" erschienen.

Fast zwei Jahre nach "Animals" überraschten Pink Floyd im Dezember 1979 ihre Fans und die Fachwelt mit dem monumentalen Werk "The Wall" (GB #4, US #1, D #1). Das viel diskutierte und umstrittene Doppelalbum erreichte bis 1985 eine Auflage von über 30 Millionen Stück. Der Musikjournalismus erkannte in dem Konzept "das Symbol für die Unmenschlichkeit unserer Gesellschaft" (Musik Express), ein "Massenspektakel von der Einsamkeit" (Zeit). In sentimentalen und zugleich ironischen Abschnitten erzählt "The Wall" die Leidensgeschichte des Musikers Pink (im Kinofilm von Bob Geldof dargestellt) in einer Welt voller Neurosen, paranoidem Verhalten und kontaktarmer Hilflosigkeit. Die Mauer war Sinnbild für Isolation und reaktionäre Macht.

Die Auskopplung "Another Brick In The Wall" avancierte nicht nur zum bis dahin größten Single-Hit für Pink Floyd, sondern auch zur internationalen Schülerhymne. Als südafrikanische Kinder in Soweto ihren Protest gegen die Apartheid mit diesem Lied zum Ausdruck brachten, wurde es von den Behörden auf den Index gesetzt. Ärger gab es auch in Großbritannien; denn ausgerechnet die 23 Kinder, die die Gruppe für den Refrain ("We Don't Need No Education") ins Studio geholt hatten, gehörten einer Schule mit bekannt niedrigem Bildungsniveau an.

Pink Floyd beschäftigten sich derweil mit ganz anderen Problemen. Der technische Aufwand zur Bühnenpräsentation von "The Wall" sprengte jeden Rahmen. Eine übliche Tournee war nicht möglich. Die Produktionskosten lagen so hoch, daß sie nur durch mindestens fünf Konzerte an einem Ort gedeckt werden konnten. So traten Pink Floyd jeweils sechs Mal im New Yorker Nassau Colosseum (16000 Plätze) und einer Sportarena in Los Angeles (18000 Plätze) auf. Die Karten waren innerhalb weniger Stunden vergriffen. Diese Mammutshow mit 100 Tonnen Technik und 150 Helfern, in deren Mittelpunkt eine 40 Meter lange und 12 Meter hohe Mauer aus 360 überdimensionalen Styroporsteinen stand, wurde weltweit neunundzwanzigmal von Pink Floyd aufgeführt. Dazu kam noch die Soloveranstaltung von Roger Waters von 1990. Von den Gegnern übertriebenermaßen als "faschistoid" (Melody Maker) bezeichnet, ging "The Wall" als der bis zu diesem Zeitpunkt größte Rock-Coup in die Geschichte ein.

1981 trennten sich die Wege der vier Multimillionäre. David Gilmour förderte Kate Bush und bereitete seine zweite LP vor, während Nick Mason mit Material der Jazz- und Avantgarde-Musikerin Carla Bley den Jazzrock-Trip "Fictitious Sports" riskierte. Roger Waters, Hauptautor der oft düsteren, desillusionierten und pessimistischen Floyd-Epen, befaßte sich als einziger ernsthaft mit der Fortführung des Bandprojektes, während sein Gegenspieler Rick Wright davon träumte, eine große Symphonie zu schreiben. Wright verließ Pink Floyd, weil er sich "nicht länger der Tyrannei von Waters' Ideen und Vorstellungen" (Nick Mason) beugen wollte.

Die technische Neuerung der Holophonics, eine Aufnahmemethode für den dreidimensionalen Hörgenuß, führte Waters, Mason und Gilmour wieder zusammen und im April 1983 veröffentlichten sie "The Final Cut" (GB #1, US #6, D #1). Die "politischste Platte" (Musik Express) handelt vom atomaren Holocaust, vom Alltagsterror und dem Falklandkonflikt zwischen Großbritannien und Argentinien. Wenig aufregend, dafür gewohnt perfekt aufbereitet, arbeitete sich das Trio durch einen zähflüssigen, aber sehr erfolgreichen Soundbrei mit eher peinlich-lächerlichen Aussagen. Verantwortlich für diese, offiziell als letztes Werk der Gruppe deklarierte Platte, war Waters.

Gilmour lieferte im März 1984 mit "About Face" (GB #19, US #32, D #24) eine solide Gitarren-LP ab, die streckenweise an die "Meddle"-Zeiten von Pink Floyd erinnerte. Zu Gilmours Studiogästen gehörten u.a. Steve Winwood, Roy Harper und Jon Lord. Danach arbeitete er als Studiomusiker für Bryan Ferry, Grace Jones und Arcadia. Nach langer Pause ließ im April 1984 auch Richard Wright wieder etwas von sich hören. Gemeinsam mit dem Sänger Dee Harris von Fashion firmierte er bei dem Album "Identity" unter dem Namen Zee.

Roger Waters bereitete das Erscheinen seiner Solo-Arbeit ebenfalls im April mit der Single "5.01 A.M." vor. Umgeben von prominenten Kollegen wie Eric Clapton, Ray Cooper und David Sanborn (sax) visierte er bei "The Pros And Cons Of Hitch-Hiking" (GB #13, US #31, D #49) den mittlerweile vernachlässigten Pink Floyd-Markt an. Er ging anschließend auf eine Welttournee und bestritt seine Show jeweils zur Hälfte mit Pink Floyd-Klassikern und mit neuen Eigenkompositionen.

1985 brachte Nick Mason "Profiles" mit Hilfe des Gitarristen, Bassisten und Sängers Rick Fenn (10 cc) heraus. Analog dazu entstand der 30minütige, autobiografische Film "Life Could Be A Dream", der Masons Doppelkarriere als Musiker und Rennfahrer skizzierte. Gilmour kooperierte zu dieser Zeit mit Pete Townshend und stellte im Februar mit einigen Musikern aus dessen Band Deep End das Kollektiv David Gilmour & Friends zusammen.

Roger Waters agierte völlig isoliert von seinen ehemaligen Mitstreitern. 1986 komponierte er einige Titel für den Zeichentrickfilm "When The Wind Blows", die von Songs der Stranglers, Squeeze und Genesis ergänzt wurden. An den Aufnahmen beteiligte er auch seine Gruppe Bleeding Heart, der u.a. Paul Carrack und Jay Stapley (Marius Müller-Westernhagen) angehörten. Im Herbst des Jahres strengte Waters eine Klage gegen seine Ex-Kollegen an, um ihnen die Nutzung des Markenartikels Pink Floyd zu untersagen. Nach gegenseitigen Verfügungen durften Gilmour, Wright und Mason den Namen weiterführen. Das Trio kam Anfang 1987 zu ersten Proben im Studio zusammen.

Im Juni des Jahres veröffentlichte Waters das Konzeptalbum "Radio K.A.O.S." (GB 15, US #50, D #58) mit Bleeding Heart als Begleitgruppe. "Rundum ausgereift" (Audio) erzählte Waters die krimiähnliche Geschichte von Billy, der ohne technische Hilfe Funkwellen empfangen und senden kann. Mit dieser Begabung hilft er seinem unter Mordverdacht geratenen Bruder Benny. Auf der nachfolgenden Welttour leistete sich Waters den Gag, in den Hallen Telefone zu installieren, über die die Fans ihm auf der Bühne ihre Songfavoriten nennen konnten.

Nach vier Jahren Unterbrechung setzten Pink Floyd im September 1987 ihre Laufbahn mit der LP "A Momentary Lapse Of Reason" (GB #3, US #3, D #2) fort, produziert von Gilmour und Bob Ezrin. Hifi Vision schrieb: "In der Vielfalt der Sounds und Stimmungen knüpfte das Album an die äußerst fruchtbare Periode von 1975 bis 1978 an, und abgesehen von ein oder zwei Längen gibt es hier keine peinlichen Ausrutscher. Wohl wahr, daß Gilmour und Mason sich einfach weitgehend auf den bewährten Sound von früher verlassen - doch mit so vielen starken Song-Ideen haben sie es auch nicht nötig, sich dem Zeitgeschmack anzubiedern".

Das Trio ignorierte die Drohung von Waters, jedes Konzert unter dem Namen Pink Floyd stoppen zu lassen, und begann im September im kanadischen Ottawa eine Welttour. Sie endete ein Jahr später in New York nach 155 Konzerten in 15 Ländern vor ca. zehn Millionen Zuschauern. Als Dokumentation erschien im Dezember "Delicate Sound Of Thunder" (GB #11, US #11, D #9): "Die Band spielt unter Zuhilfenahme von acht Begleitmusikern so perfekt, clean und gut geölt, wie auf den Studioscheiben. Pink Floyd-Einsteiger bekommen eine perfekte Werkschau - der Kenner allerdings wird mäßig bedient. Keine neuen Aspekte oder lebendigeren Versionen der Songs" (Musik Express).

Bis zur Produktion der 94er LP gaben Pink Floyd am 22.7.1989 nur ein einziges gigantisches Konzert auf einer riesigen schwimmenden künstlichen Insel vor dem St. Marcus-Dom in Venedig. Das Konzert wurde weltweit im Fernsehen übertragen. Waters konterte am 21.7.1990 auf dem Potsdamer Platz in Berlin mit einer ambitionierten, aber letztendlich mißglückten Aufführung von "The Wall" aus Anlaß der deutschen Wiedervereinigung. Die Show, mit Stargästen wie Van Morrison, Sinead O'Connor, Bryan Adams und den Scorpions, kostete 7,5 Millionen US-Dollar und wurde ebenfalls via Satellit gesendet. Rund eine halbe Million Menschen verfolgten das Ereignis live vor Ort und weitere hundert Millionen vor den Bildschirmen.

Da Waters bei der Inszenierung extrem falsch sang, mußte er für den Mitschnitt "The Wall - Live In Berlin" (GB #27, US #56, D #10) seine Passagen im Studio nachbearbeiten: "Oh wundersame Studiotechnik. Oh göttliche Overdubs, Noisegates, Fader und Mischpulte. Selbst solche Katastrophen wie das musikalisch ziemlich vermasselte Topereignis in Sachen Größenwahn können Experten an den Reglern zu einem hör- und preßbaren Ergebnis zurecht stylen" (Musik Express). 1992 produzierte er bei "Amused To Death" (GB #8, US #21, D #42) vollendete Langeweile, allerdings "mit Special Effects, die selbst vielgerühmte Pink Floyd-Vorläufer in den Schatten stellten" (Stereo).

Unverändert voluminös präsentierten sich Pink Floyd Anfang 1994 auf der LP "The Division Bell" (GB #1, US #1, D #1) mit den Singles "Take It Back" (GB #23, US #73, D #75) und "High Hopes" (GB #26), deren Erscheinen von gewaltigen Werbekampagnen begleitet wurde. Der Sound und seine zahllosen elektronischen Spielereien eigneten sich am besten für Hifi-Fanatiker. Pink Floyd waren endgültig zu Rock-Dinosauriern mutiert; die "Zukunft des Rock" (Musik Express) war in die Jahre gekommen. Das neue Werk wurde auf einer Welttournee präsentiert, die vor 50000 Menschen in Miami, Florida, im April ihren Anfang nahm.

Unterstützt von einer achtköpfigen Begleitgruppe nahmen Pink Floyd das Live-Doppelalbum "Pulse" auf, die im Mai 1995 veröffentlicht wurde. Das Material umfaßte viele bekannte Songs der Gruppe und wurde in einer luxuriös gestalteten Kassette angeboten. Die enthielt darüber hinaus eine Diskette, die allen PC-Benutzern die Möglichkeit eröffnete, einen Pink Floyd-Bildschirmschoner zu installieren.

Pink Floyd wurden im Februar 1996 in die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen. [1]

Im Jahr 2001 erschien der Sampler Echoes.

Im Jahr 2002 ging Roger Waters mit "In The Flesh" auf Tour. [2]

Ein neues Album erschien auch: Flickering Flame

Quellen:
[1] Rockmusik-Lexikon
[2] musix das konzertmagazin 01/02

Im Aufbau befindet sich zur Zeit die deutsche Fan-Seite: www.roger-waters.de
Sie enthält bereits jetzt viele interessante Links.

Atom Heart Mother
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Darkside Of The Moon
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Meddle
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Wish You Were Here
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Animals
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The Wall
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Is There Anybody Out There?
The Wall live 1980/81

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The Wall  Live

Roger Waters:
The Wall (Live In Berlin)

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The Final Cut
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A Momentary Lapse Of Reason
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Delicate Sound Of Thunder
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The Division Bell
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Echoes
Echoes

Flickering Flame
Roger Waters Flickering_Flame